Gibt es in 9 Monaten einen Baby Boom wegen Corona?
Auf den ersten Blick scheinen Babys und das Corona-Virus nicht viel gemeinsam zu haben. Zwei Themengebiete, von denen eigentlich nur eines die öffentliche Aufmerksamkeit in Beschlag nimmt. Dennoch wird der Zusammenhang zwischen beidem aktuell heiß diskutiert.
Die zentrale Frage lautet dabei: Führt die Corona Krise zu einem Baby Boom?
Corona sorgt für Freizeit – und auch für Nachwuchs?
Schul- und Betriebsschließungen, Homeoffice, Quarantäne, Ausgangssperren und die wiederholte Aufforderung, das Haus nur zu verlassen, wenn es sich nicht vermeiden lässt, sorgen dafür, dass die Deutschen deutlich mehr freie Zeit zur Verfügung haben, die sie weder in Kinos, noch in Restaurants, auf Partys, mit Freunden oder im Park verbringen können. Der Großteil der Bevölkerung hat den Ernst der Lage mittlerweile begriffen und bleibt in den eigenen vier Wänden – in vielen Fällen freiwillig.
In den letzten Tagen wird vor allem online ein Plus an Nachwuchs, der binnen ungefähr neun Monaten das Licht der Welt erblicken würde, prognostiziert. Doch was ist dran am vermeintlichen Corona Babyboom?
Der Mythos um die „Katastrophen-Babys“
Ein klassisches Beispiel für vermeintlich vermehrte Schwangerschaften nach Katastrophen stellt der New Yorker Stromausfall, der sich im Jahr 1965 ereignete, dar. Neun Monate später soll, wie die New York Times berichtete, ein deutlicher Anstieg an Geburten verzeichnet worden sein.
Die Geburtsstunde des Mythos der „Katastrophen-Babys“. Seitdem wurde im Nachgang verschiedener drastischer Ereignisse, wie Hurricanes und Schneestürmen, von steigenden Geburtenraten berichtet. Bis heute hält sich die Auffassung, dass Katastrophen, die die Menschen dazu brachten, mehr Zeit zu Hause zu verbringen, zu kleinen bis mittelgroßen Baby Booms führen können, wacker.
Corona Krise garantiert keinen Baby Boom
Tatsächlich sind sich die meisten Forscher heute einig, dass kein fundierter Zusammenhang zwischen Katastrophen und der Geburtenrate hergestellt werden kann. Der „Ur-Bericht“ der New York Times wird heutzutage scharf kritisiert: Die Zeitung beleuchtete lediglich die Statistiken einiger Krankenhäuser im Umkreis, andere wurden ausgelassen und gar nicht berücksichtigt. So soll es damals keinen wirklichen Babyboom gegeben haben.
Die einseitig ausgewählten Zahlen sollen lediglich den Anschein eines solchen vermittelt haben. Betrachtet man die nüchternen Fakten, wird die Corona Krise also vermutlich nicht mit einem Baby Boom einhergehen.